Nachhaltige Mode? – Interview mit Fanny Abrari

Dunkelhaarige hübsche Frau
Fanny Abrari ©Marie Bleyer

Was steckt eigentlich hinter dem Gedanken und dem Namen fabrari- wear the world?

Fanny Abrari: Mein Label ist stark durch meine Herkunft geprägt. Ich bin Perserin und lebe seit über 30 Jahren in Wien, mit meinem Heimatland bin ich aber nach wie vor durch meine Familie eng verbunden. Ein wichtiger Aspekt bei meiner Labelgründung war, die schönen Seiten des Iran sichtbar zu machen.

Dieses wunderbare Land steht in der Öffentlichkeit seit Jahren leider nicht gut da – eine für viele IranerInnen im In- und Ausland sehr verletzende und traurige Tatsache. Meine Arbeit versucht das Politische vom normalen gesellschaftlichen Leben zu trennen. Für mich kennt Besonderheit keine Grenzen. Sie kann somit auch nicht ausgegrenzt werden.


Welche Philosophie steckt hinter Ihrer Mode?

Abrari: Ich finde, dass mein begleitender Slogan wear the world diesbezüglich schon sehr viel ausdrückt. Es ist mir ein echtes Anliegen die Schönheiten dieser Welt durch meine Kleidungsstücke zu präsentieren. Und das, was der Iran diesbezüglich zu bieten hat, war eine Initialzündung für mich.

Reisen und Fotografieren hatte in meinem Leben immer einen besonderen Stellenwert und daraus hat sich der tiefe Wunsch entwickelt, Schönheit und Besonderheit nicht nur festzuhalten, sondern auch „tragbar“ zu machen. Einer meiner ersten Entwürfe war dann auch der „tragbare Perserteppich“ in der Form eines Kleides.


Wie suchen Sie Ihre Motive aus?

Abrari: Was schön ist, liegt natürlich im Auge des Betrachters. Mir war Individualität und Kreativität immer ein Anliegen und meine Sichtweise ist stark davon geprägt. Bei der Motivsuche und -auswahl setze ich mir selbst keine Grenzen, daher ist das Spektrum besonders groß. Von A wie Architektur bis Z wie die Zweige eines Baums ist alles enthalten. Ein Oldtimer in Havanna kann die gleiche Ausdruckskraft haben wie eine beeindruckende Landschaft in Österreich. Der Mix ist mir wichtig.



Was macht Ihre Mode zu etwas Besonderem, abseits von der Optik? Und wie nachhaltig ist Ihre Mode?

Abrari: Wir wollen alle fair und mit Respekt behandelt werden. Ich habe den Eindruck, so wie viele Konsumenten, dass die Entwicklung im Modebusiness mit Fairness und Respekt nicht allzu viel zu tun hat. Aber nicht nur die großen Modeketten, sondern auch viele exklusive Labels lassen unter fragwürdigen Bedingungen produzieren und profitieren davon. Einerseits geht dadurch die Individualität völlig verloren, andererseits erscheint die sogenannte Exklusivität in einem seltsamen Licht.

In der Welt von fabrari ist alles in Ordnung (lacht). Meine Stoffe werden umweltfreundlich und unter strengen Auflagen in Deutschland produziert und bedruckt. Gefertigt werden die Stücke von den wunderbaren Schneiderinnen des gemeinnützigen Unternehmens Wienwork im 22. Bezirk.

Dessen Unternehmensziel ist es, Arbeitsplätze für am Arbeitsmarkt benachteiligte Menschen zu vermitteln und zu schaffen. Menschen mit Behinderungen, chronischen Erkrankungen oder langzeitarbeitslose Menschen erhalten dadurch eine Chance, am Wirtschafts- und Gesellschaftsprozess teilzunehmen.

Mit meiner Mode liefere ich den Gegenbeweis dafür, dass sich Exklusivität, Top-Qualität, nachhaltige Produktion und faire Preisgestaltung nicht ausschließen. Dazu kommt, dass es von jedem Motiv eine limitierte Auflage gibt und die Individualität somit gewährleistet bleibt.


Beschreiben Sie uns bitte kurz, wie ein Stück von fabrari entsteht?

Abrari: Ich habe mich für schlichte Schnitte entschieden, um möglichst viel Stofffläche für meine Motive zur Verfügung zu haben. Um aus jedem fabrari ein kleines Gesamtkunstwerk zu machen, ist die Aufbereitung der Motive für die Stoffbedruckung recht aufwendig. Partielle Digitalprints in der Mode gibt es wie viele, meine Stücke zeichnen sich durch die Qualität bei der großflächigen Bedruckung und durch die Verarbeitung bei den Nähten aus. Also auch von der Seite gesehen, sind fabraris ein Blickfang.

Außerdem bekommt jedes fabrari von mir einen Namen, weil ich immer eine Beziehung dazu aufbaue, und das möchte ich damit noch stärker zum Ausdruck bringen. Jedem Kleidungsstück liegt eine Postkarte mit dem Fotomotiv, dem Namen und einem inspirierenden Zitat bei.


Warum haben Sie sich dafür entschieden nachhaltige Mode zu produzieren?

Abrari: Mir war Massenproduktion immer schon ein Dorn im Auge, weil ich stets auf der Suche nach Individualität war. Irgendwann habe ich dann auch begonnen die Herkunft meiner Kleidung zu hinterfragen. Ich wollte wissen unter welchen Umständen diese Dinge produziert werden. Die Auseinandersetzung mit dem Thema Nachhaltigkeit kam dann ganz von selbst und dadurch ist ein neues Bewusstsein entstanden, das mich auch persönlich stark verändert hat.

Ganz vermeiden und kontrollieren kann man das ja leider nie, trotzdem ist die Lösung dafür meiner Meinung nach nicht der totale Boykott, sondern die Erhöhung des Drucks gegenüber Unternehmen, die auf unverantwortliche Produktion setzen. Fair produzierte Mode zu tragen, tut dem Gewissen gut!


Dunkelhaarige hübsche Frau
Fanny Abrari ©Marie Bleyer

Die in Persien geborene Designerin Fanny Abrari war langjährig im Eventbereich tätig. Als Projektleiterin war sie für B2B Veranstaltungen von der Konzeption bis hin zur Organisation von aufwendigen Events zuständig. 2012 hat sie sich schließlich mit ihrem sozialen Label „fabrari- wear the world“ selbständig gemacht und ist damit mittlerweile in mehreren Boutiquen in Wien und Umgebung vertreten.

Veröffentlicht am

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert